Das Heinz- Hilpert-Theater war gut gefüllt, die Freude über das Wiedersehen bei allen Beteiligten groß. Einziger Wermutstropfen: Die Zahl der anwesenden Preisträgerinnen und Preisträger war dieses Mal leider etwas klein. Florian Möllers moderierte den Abend gewohnt unterhaltsam und informativ und am Ende kam der große Moment: Javier Aznar González de Rueda aus Spanien wurde zum Gesamtsieger gekürt. Sein Bild »Behütet« überzeugte die Jury bestehend aus Britta Jaschinski (GB/DE), Anders Geidemark (SE), Marijn Heuts (NL), Karsten Mosebach (DE) und Mark Littlejohn (GB) und setzte sich gegen knapp 18.000 Aufnahmen von Fotografinnen und Fotografen aus 42 europäischen Ländern durch. Javiers eindringliche Makroaufnahme einer Wanze der Art Antiteuchus tripterus aus dem Yasuní- Nationalpark in Ecuador zeigt das außergewöhnliche Brutpflegeverhalten dieser Art. Zu seiner Überraschung stellte Javier im Laufe der Zeit fest, dass das Weibchen nicht nur die Eier behütete, sondern auch die geschlüpften Jungtiere, zumindest, bis sie sich zum ersten Mal gehäutet hatten. Jury-Mitglied Mark Littlejohn sagt über die Wahl des Gesamtsiegers: »Wir setzen uns für den Schutz von Delfinen, Elefanten und anderen großen, charismatischen Tieren ein, doch alles Leben hat es verdient, wertgeschätzt, geschützt und geliebt zu werden. Und genau darum geht es bei diesem schönen Bild von Javier: Um die Liebe – in all ihren Formen und Ausprägungen. Dies war ein wesentlicher Aspekt für die Juroren.« In den neun Einzelkategorien wurden wieder zahlreiche hervorragende Naturaufnahmen geehrt, z. B. Csaba Daróczis Siegerbild in der Vogel-Kategorie, das eine Kohlmeise aus ungewohnter Perspektive zeigt, oder Joel Delmas‘ Luftaufnahme des isländischen Geldingadalur-Vulkans, bei der die Drohne des Fotografen aufgrund der extremen Temperaturen in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der im letzten Jahr initiierte Rewilding Europe-Award geht an den Deutschen Tobias Richter für seine stimmungsvolle Aufnahme »Jagende Wölfe«.
Über das Gesamtsiegerbild
Javier Aznar González de Rueda (ES) – Behütet
Im größten Nationalpark Ecuadors, dem Yasuní-Nationalpark, konnte ich das Brutpflegeverhalten einer Wanze der Art Antiteuchus tripterus über zwei Wochen lang verfolgen. Das Gelege befand sich auf einem Ast, und das Weibchen beschützte es vor Feinden, wie man es auch von anderen Wanzenarten kennt. Zu meiner Überraschung stellte ich im Laufe der Zeit fest, dass diese Mutter nicht nur die Eier behütete, sondern auch die geschlüpften Jungen, zumindest, bis sie sich zum ersten Mal gehäutet hatten. Die mütterliche Fürsorge dient dazu, die Überlebenschancen des Nachwuchses zu erhöhen, da es in den Regenwäldern Ecuadors nicht nur zahlreiche Fressfeinde gibt, sondern auch Parasitoide, wie etwa Schlupfwespen. Es ist ein hoch komplexes Ökosystem, in dem unzählige Organismen miteinander verbunden sind.
