Wildlife Photographer of the Year 2020


Gesamtsieg geht an Sergey Gorshkov

von: Natural History Museum (NHM)
Auch der weltweite, vom Londoner Natural History Museum ausgetragene Wettbewerb »Wildlife Photographer of the Year« stand natürlich unter dem Einfluss der Corona-Pandemie. Die Preisverleihung Mitte Oktober fand zwar – wie gewohnt – in den Räumlichkeiten des Natural History Museums statt; allerdings lediglich als Livestream ohne Publikum mit Redebeiträgen der Preisträger via Videobotschaften. 

Den wie gewohnt sehenswerten Ergebnissen des gemeinhin als »Oscars der Naturfotografie« bezeichneten Wettbewerbs tat das keinen Abbruch, denn die Jury bestehend aus Michael AW, Shekar Dattatri, Tim Littlewood, Susan McElhinney, Jaime Rojo sowie der Vorsitzenden Rosamund ›Roz‹ Kidman Cox, hat aus über 49.000 Einreichungen aus aller Welt insgesamt 100 Bilder in unterschiedlichen Kategorien ausgezeichnet, die das vielfältige Spektrum der modernen Naturfotografie unterstreichen – einschließlich des bewegenden Siegerbildes eines weiblichen Siberischen Tigers, das dem Russen Sergey Gorshkov nach langem Warten in seiner Heimat gelungen ist.

Sergey Gorshkov »Die Umarmung«


Mit einem Ausdruck purer Ekstase umarmt eine Amur- oder Sibirische Tigerin eine alte Mandschurische Tanne. Dabei reibt sie ihre Wange an der Baumrinde, um Sekrete aus ihren Duftdrüsen zu hinterlassen. Das Tier hält sich im Leopardenland-Nationalpark im Fernen Osten Russlands auf, dem einzigen verbliebenen Verbreitungsgebiet dieser Tiere, die mittlerweile derselben Unterart wie der Bengal- oder Königstiger zugeordnet werden. Eine kleine Anzahl der Tiger hat jenseits der Grenze in China überlebt, ein paar weitere werden in Nordkorea vermutet. Die Tiger-Population wurde im letzten Jahrhundert durch Bejagung fast vollständig ausgerottet, was sich auch auf die Beute der Tiere (vor allem Hirsche und Wildschweine) auswirkte. Jüngeren Auswertungen von Kamerafallen zufolge könnten die zunehmenden Schutzbehmühungen der letzten Zeit dafür gesorgt haben, dass die Population auf möglicherweise  500 bis 600 Tiere angestiegen ist. Sergey wusste um die geringen Chancen, war aber entschlossen, das Totemtier seiner sibirischen Heimat zu fotografieren. Zunächst suchte er den Wald nach Hinweisen auf ihre Anwesenheit ab und konzentrierte sich vor allem auf die Bäume entlang ihrer Stammrouten, wo die Tiere Botschaften in Form von Gerüchen, Haaren, Urin oder Kratzmarkierungen hinterlassen würden. Im Januar 2019 stellte er gegenüber dieser Tanne seine erste vernünftige Kamerafalle auf, doch erst im November gelang ihm sein erhofftes Bild.


Sämtliche Siegerbilder finden Sie auf www.nhm.ac.uk/wpy

Natural History Museum (NHM)