Friedensbilder des Jahres


Gesamtsieg für den Iraner Sasan Moayyedi 

Mit einer Covid-19-bedingten Verzögerung um fast ein Jahr wurden im Juli zum achten Mal die Gewinner des internationalen Fotowettbewerbs Global Peace Photo Award ausgezeichnet: Alain Schroeder für »Saving Orangutans«, Catalina Martin-Chico für »(Re) Birth«, Emeke Obanor für »Heroes«, Nicolas Asfouri für »Hongkong Unrest«, Sasan Moayyedi für »Love Story«. Letzterer erhielt zudem die Auszeichnung zum »Friedensbild des Jahres«.

Pressemitteilung der Edition Lammerhuber:

Den fünf Preisträger wurde die Alfred-Fried-Friedensmedaille überreicht. Der vom österreichischen Friedensnobelpreisträger 1911 Alfred Hermann Fried inspirierte und mit 10.000 Euro dotierte Hauptpreis Peace Image of the Year 2020 ging an den in Teheran lebenden iranischen Fotografen Sasan Moayyedi für seine Reportage über das erstaunliche Schicksal von Salah Saeedpour, der als 15-Jähriger bei einem Familien-Picknick in der iranisch-kurdischen Provinz Marivan nahe der Grenze zum Irak auf eine Landmine tritt und dabei beide Hände verliert. Und beide Augen. Er wird physisch zum Krüppel. Nach den Zahlen, in denen so etwas bemessen wird, ist er seither zu 70 Prozent behindert. Aber er gibt nicht auf. Trainiert seinen verstümmelten Körper, auch ohne dass er die Welt sehen kann, bis er Medaillen im Schwimmen gewinnt. Und trifft auf die Liebe seines Lebens, eine junge kurdische Frau, die er 2014 heiratet: Sarveh Amini. Vier Monate nach der Hochzeit beginnt der iranische Fotojournalist Sasan Moayyedi, das Leben des Paares zu begleiten, bis heute. 
Die internationale Jury bezeichnete Moayyedis Reportage »Love Story« als »die Geschichte eines privaten Friedens, der die Kraft hat, über den Krieg zu siegen«.

Das mit 1.000 Euro dotierte beste Friedensbild in der Kinder- und Jugendkategorie, unterstützt von der Vienna Insurance Group, gewann die 14-jährige Anastasiya Bolshakova. Ihr Foto »Flight of the Soul« ist eine Liebeserklärung an den Sommer. An die Zeit, in der, wie sie überzeugt ist, »alles lebt« und »die Natur aus voller Brust atmet«. An die Zeit, in der alles »für die Schönheit bereit« sei. In der die Blumen duften. Eine Zeit des Müßiggangs und der Glückseligkeit. Frei von jeder Beschwernis. Aus einer friedlichen Kindheit in friedlicher Landschaft. Ein bisschen traumwandlerisch, sehr leicht, sehr luftig. Beseelt vom Gefühl, gefahrlos zwischen Himmel und Erde fliegen zu können.
Der Preis wurde von Frau Prof. Elisabeth Stadler, CEO der Vienna Insurance Group (VIG), übergeben: »Für die Vienna Insurance Group ist die Übernahme sozialer und kultureller Verantwortung ein besonders wichtiges Anliegen. Wir unterstützen interkulturelle Vielfalt und Verbindungen, wobei hier besonderes Augenmerk auf Kinder und Jugendliche gelegt wird.«

In seiner Begrüßung sagte Wolfgang Sobotka, der Präsident des Österreichischen Nationalrates, er schätze sich glücklich, dass der Global Peace Photo Award in den Räumen des Österreichischen Parlaments vergeben werde – die sich dieses Mal allerdings für die zwei Stunden der Preisverleihung in eine Bühne im Kurpark von Baden bei Wien als Ausweichquartier verwandelten, dafür aber in den Rahmen des Festival La Gacilly-Baden Photo integriert sind, wo die preisgekrönten Bilder ausgestellt sind und damit noch bis 17. Oktober von rund 300.000 Besuchern gesehen werden können.

Neben der Vergabe des »Friedensbild des Jahres« an Sasan Moayyedi gingen Alfred-Fried-Friedensmedaillen 2020 an folgende Fotografinnen und Fotografen:
An den belgischen Fotografen Alain Schroeder für seine Arbeit »Saving Orangutans« über die Teams des Orangutan Information Center, der Human Orangutan Conflict Response Unit und des Sumatran Orangutan Conservation Programme. Ihre Mission: Frieden mit jenen Geschöpfen des Waldes, die 97 Prozent ihres Genmaterials mit uns Menschen teilen. Alain Schroeder zeigt in sehr anrührenden Bildern, was es bedeutet, zu retten, was noch zu retten ist. Er zeigt dramatische Nothilfe-Aktionen an verletzten und kranken Tieren, Operationen, Infusionen, Zuwendung, Erbarmen mit der gequälten Kreatur. Er zeigt die Dankbarkeit und die Innigkeit, zu der Menschenaffen fähig sind. 

An die französisch-spanische Fotografin Catalina Martin-Chico für ihre empathischen Bilder »(Re) Birth« über neues Leben nach dem Tod von 260 000 Menschen. Die Freiheit, zu lieben nach all den Verboten. Behüten statt kämpfen. Als es nach einem halben Jahrhundert Krieg in Kolumbien zu einem Abkommen zwischen marxistischer FARC-Guerilla und Regierung kommt, das Töten in den Wäldern zu beenden, beginnt in den Verstecken der ehemaligen Kämpfer, beginnt in 26 eingerichteten Übergangssiedlungen ab 2017 so etwas wie Normalität. Deren ganz besonderes Zeichen ist eine kleine Geburtenwelle.

An den in Nigeria beheimateten Emeke Obanor für seine Arbeit »Heroes« über nigerianische Mädchen, die von der nigerianischen Terror-Truppe Boko Haram entführt und einer Gehirnwäsche unterzogen worden waren, um sich von jeglichem Wunsch abzuwenden, als Mädchen eine Schulbildung zu erhoffen. Sie wurden bei Aktionen des nigerianischen Militärs befreit. Oder konnten fliehen, als man sie mit Bombengürteln auf Suizid-Aktionen aussandte. Nun sind sie wenigstens wieder frei. Und zurück in der Schule. Zurück an einem Ort, an dem sie lernen und klüger werden dürfen. Wo sie lesen, schreiben und mit Zahlen umgehen dürfen. Aus dem Krieg zurück im Frieden sind sie. Wenn auch noch sicher traumatisiert. Aber einige von ihnen haben sich die Kraft erhalten, an ihren Träumen festzuhalten. 16 oder 17 Jahre alt sind sie. Wollen Krankenschwester werden oder Lehrerin.

An den in Beirut geborenen dänischen Fotografen Nicolas Asfouri für seine Arbeit »Hongkong Unrest«: Es ist das Jahr 2019 in Hongkong. Gemäß der 1997 zwischen China und Großbritannien getroffenen Vereinbarung ist die ehemalige britische Kronkolonie zwar bereits Bestandteil Chinas, soll aber noch bis 2047 einen weitgehenden Autonomie-Status behalten: „Ein Land, zwei Systeme“. Doch der laufend größer werdende Zugriffsversuch Festland-Chinas manifestiert sich in diesem Jahr 2019 unter anderem in einem von seiner Statthalterin erarbeiteten Gesetzesentwurf, der die Auslieferung von Systemgegnern an das Pekinger Regime ermöglichen soll. Dagegen gehen Schüler und Studenten auf die Straße, junge Frauen und Männer. Dann immer mehr Menschen, eine Pro-Demokratie-Bewegung, überwiegend friedlich, teils auch militant, die immer gewalttätiger von Polizeikräften unterdrückt wird, mit Knüppeln und Tränengas zunächst, später auch mit scharfer Munition.

Der Global Peace Photo Award wird in Kooperation von Photographischer Gesellschaft (PHG), Edition Lammerhuber, UNESCO, Österreichischem Parlament, der Vereinigung der Parlamentsredakteurinnen und -redakteure, des Internationalen Press Institute (IPI), des Deutschen Jugendfotopreises und der World Press Photo Foundation ausgelobt. www.friedaward.com

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