Lichtstarkes Universaltele


Das Sigma 70-200mm F2,8 DG OS HSM | Sports in der Praxis

Ein 2,8/70-200 mm-Zoom zählt auch bei vielen Naturfotografen zur Standardausrüstung. Mit dem 70-200 mm F2,8 DG OS HSM | Sports hat Sigma ein solches Objektiv im Programm, das höchsten Ansprüchen genügen soll. Hans-Peter Schaub war damit auf Helgoland und hatte auch den passenden 1,4- und den 2fach-Konverter von Sigma im Gepäck.

Viele Naturfotografen schätzen die enorme Vielseitigkeit dieses Objektivtyps. Er kann sowohl in der Landschafts- als auch in der Tierfotografie eingesetzt werden und bietet mit der großen Blendenöffnung viel Spielraum beim Gestalten mit selektiver Schärfe ebenso wie bei der Verwendung unter schwierigen Lichtbedingungen. In Verbindung mit Telekonvertern lässt sich so ein Zoom problemlos in ein Supertele verwandeln. Damit stehen je nach Bedarf hohe Lichtstärke oder lange Brennweiten zur Verfügung.

In der Hand

Leichtbauweise steht bei den Entwicklungen der Art- und Sports-Serie von Sigma nicht ganz oben auf der To-do-Liste. Da macht auch das 70-200 mm F2,8 DG OS HSM | Sports keine Ausnahme. Mit 1.808 Gramm wiegt es immerhin rund 300 Gramm mehr als vergleichbare Objektive anderer Hersteller. Dafür ist es enorm solide gefertigt, verfügt über einen robusten, aus einer Magnesium-Legierung gefertigten Tubus sowie einen umfassenden Spritzwasserschutz. Die aufwendige optische Konstruktion mit insgesamt 24 Linsen hat ebenfalls ihren Anteil am stolzen Gewicht. Der große Durchmesser der Frontlinse hat zur Folge, dass das Filtergewinde stattliche 82 mm misst. Bei vergleichbaren Zooms liegt der bei 77 mm. All das macht deutlich, dass es den Konstrukteuren in erster Linie um bestmögliche Abbildungsqualität ging und sie dafür mehr Gewicht und Volumen in Kauf zu nehmen bereit waren.
Zusammen mit einer größeren DSLR – in meinem Fall meist einer Canon EOS 5D Mk IV – ergibt sich dennoch eine recht ausgewogene Kombination, die sich gut aus der Hand einsetzen lässt. Für die Arbeit vom Stativ verfügt das Objektiv über eine nicht abnehmbare Schelle aus Magnesium, deren Fuß – mit Arca Swiss-kompatiblem Profil – aber mittels eines beiliegenden Imbusschlüssels leicht demontiert werden kann. Die stabile Schelle dreht sich sehr weich und rastet in 90°-Schritten dezent ein. 


Praxis

Wie bei vergleichbaren Objektiven anderer Hersteller verfügt auch das Sigma-Zoom über einen internen Zoom-Mechanismus sowie Innenfokussierung, die Länge bleibt also sowohl beim Zoomen als auch beim Fokussieren konstant. 
Der vorne liegende Zoomring (Drehrichtung von 70 bis 200 mm: links) ist breit, griffig und bietet einen deutlichen, aber angenehmen Drehwiderstand. Mit einer Drehung von rund 64° überbrückt man den gesamten Brennweitenbereich. Der Fokussierring ist deutlich schmaler, aber dennoch gut zu bedienen. Rund 125° beträgt der Verstellweg von der Naheinstellgrenze bis Unendlich (Drehung nach links). Zwischen den beiden Einstellringen befinden sich die gut erreichbaren Fokusstop-Tasten. Zwischen Fokussierring und Kamerabajonett liegen die Schalter für den AF-Modus, den Fokusbereichsbegrenzer, den Bildstabilisator sowie für die beiden verfügbaren benutzerdefinierten Einstellungen. Was diese Schalter bewirken, lässt sich in vielfältiger Weise über das Sigma-USB-Dock bzw. im Fall der AF-Funktionstaste, bei einigen Canon-Modellen auch über das Menü konfigurieren. Ich habe das Objektiv für den Test allerdings in den Werkseinstellungen belassen.

Fokussieren

Das Objektiv fokussiert leise und sehr schnell. Auch bei Verwendung des 1,4fach-Konverters ist keine praxisrelevante Reduzierung der Geschwindigkeit festzustellen. Selbst mit dem 2fach-Konverter war die AF-Geschwindigkeit nur minimal reduziert und reichte immer noch locker aus, um beispielsweise frontal anfliegende Basstölpel bei längeren Bildserien sicher zu 
fokussieren. In kritischen Situationen immer sehr praktisch ist der MO-Modus, der selbst bei kontinuierlichem AF jederzeit manuelles Eingreifen gestattet.
Die Naheinstellgrenze von rund 90 cm (Abstand Motiv zur Frontlinse) erlaubt bei der längsten Brennweite einen Abbildungsmaßstab von etwas über 1:5. Die Breite des Bildfeldes beträgt dann rund 17 cm – durchaus schon ausreichend für Aufnahmen größerer Insekten oder Reptilien. 

Bildstabilisator

Beim Bildstabilisator stehen zwei Modi zur Verfügung. In der Regel ist man mit dem Standardmodus gut bedient. Geht es jedoch darum, sich bewegende Motive zu verfolgen, also die Kamera mitzuziehen, ist der Modus 2 erste Wahl. Der ist so ausgelegt, dass die Kameraposition automatisch erkannt wird und völlig unabhängig davon, ob man horizontal, vertikal, diagonal, im Hoch- oder Querformat mitzieht, immer nur die senkrecht zur Bewegungsrichtung erfolgenden Ausschläge kompensiert werden. Das funktioniert richtig gut. Im »normalen« Modus war der Stabilisator des Objektivs im Test in der Lage sehr zuverlässig (nahezu 100 Prozent) drei Blendenstufen zu kompensieren. Selbst bei einer Belichtungszeit von 1/6 sec und 200 mm Brennweite war immerhin noch durchschnittlich eins von drei Bildern scharf. Das entspricht einem Gewinn von rund 5 Blendenstufen. Das lässt sich zwar nicht unbedingt verallgemeinern, denn da hat jeder Fotograf seine eigene Toleranzschwelle, eine Orientierung mag das dennoch geben.

Abbildungsqualität

Das Objektiv wird den durchaus hohen Erwartungen in jeder Hinsicht gerecht. Schon bei offener Blende ist die Schärfe bis in die Ecken sehr gut. Abblenden um ein bis zwei Stufen bringt wirklich nur in den äußersten Rändern noch ein leichtes Schärfeplus. Zwischen 100 und 200 mm ist die Vignettierung allerdings recht deutlich ausgeprägt. Um sie verschwinden zu lassen, muss man schon bis f/8 abblenden – oder in der Nachbearbeitung das Lightroom-Objektivprofil aktivieren. Chromatische Aberration ist selbst bei vergrößerter Betrachtung nicht erkennbar. Bei Verwendung des 1,4fach-Konverters (TC-1401) ist die Vignettierung bei offener Blende merklich geringer ausgeprägt und schon bei f/5,6 praktisch verschwunden. Auch mit dem Konverter bleibt das Objektiv uneingeschränkt offenblendentauglich. Das ändert sich auch bei Verwendung des 2fach-Konverters (TC-2001) nur wenig. Allenfalls bei dann immerhin 400 mm Maximalbrennweite wirken die Bilder bei offener Blende minimal weich. Abblenden um eine Stufe (f/8) behebt dieses geringe Manko. Auch bei Verwendung der Konverter bleibt die chromatische Aberration unauffällig. Man muss schon auf 200 Prozent Vergrößerung gehen, um an manchen Stellen einen zarten Magenta-farbenen Rand zu erkennen. 
Die aus 11 Lamellen aufgebaute Blende sorgt, auch wenn man zwei bis drei Stufen abblendet, für nahezu kreisrunde Blendenbilder bei Lichtreflexen im Gegenlicht. Bei Verwendung der Konverter ergeben sich 
in den Lichtreflexen erkennbar Strukturen, ohne Konverter bleiben die Reflexe »sauber«. 
Ob das stört oder nicht, ist letztendlich Geschmackssache. Wichtiger finde ich die von jeglicher Art von Gegenlicht praktisch nicht beeinflussbare, hohe Brillanz. 

Fazit

Das Sigma 70-200 mm F2,8 DG OS HSM | Sports ist zwar das schwerste Objektiv seiner Klasse, bietet dafür aber neben einer äußerst soliden Mechanik und exzellenter Verarbeitung auch einen schnellen AF und eine in allen Lichtsituationen hervorragende Abbildungsleistung. Die lässt sich, wie auch der AF, weder durch den 1,4fach- noch durch den 2fach-Konverter desselben Herstellers kaum merklich beeinträchtigen. In Kombination mit dem 2fach-Konverter steht – bei einem Gesamtgewicht von gut zwei Kilogramm – ein Brennweitenbereich von 70 bis 400 mm zur Verfügung und so wird die Kombination beispielsweise zu einer etwa gleich schweren, aber ungleich flexibleren Alternative zu einem 4,5-5,6/100-400 mm Telezoom. Weitere, durchaus gute Argumente für das Sigma-Zoom sind der Anschlusswechsel-Service sowie die umfassende Konfigurierbarkeit mittels USB-Dock.  

Hans-Peter Schaub
www.hanspeterschaub.de

Sigma 70-200 mm F2,8 DG OS HSM | Sports
Aufbau: 24 Elemente/22 Gruppen 
Blendenbereich: 2,8–22  
Anzahl Blendenlamellen: 11 
Bildwinkel (diag.): ca. 34,3°-12,3° (Kleinbild)  
Naheinstellgrenze: ca. 120 cm
Min. Abstand (ab Frontlinse): ca. 90 cm 
Max. Abbildungsmaßstab: ca. 1:4,7 (bei 200 mm) 
Filtergewinde: 82 mm
Fokussierung: Ultraschall-AF/MF
Weitere Merkmale: umfassende Abdichtung gegen Staub und Feuchtigkeit, Frontlinse mit wasser- und ölabweisender Beschichtung, Tubus aus einer Magnesium-Legierung, Stativschelle mit Arca Swiss-kompatiblem Fuß (nicht abnehmbar, nur Fuß kann abgenommen werden), Streulichtblende im Liefer­umfang, kompatibel mit Sigma USB-Dock
Anschluss: Canon EF, Nikon F, Sigma SA, Sony E über MC-11-Konverter (Zubehör)
Abmessungen (mm):
ca. 94,2 (D) x 202,9 (L)  
Gewicht: rund 1.808 Gramm (Canon EF) 
Straßenpreis: ca. 1.350 € 

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