Strukturen der Ödnis


Luftaufnahmen von Wüstenlandschaften

von: Michael Martin
Aus menschlicher Augenhöhe betrachtet erscheinen Wüstenlandschaften – egal wo auf der Erde sie sich befinden – nicht selten recht gleichförmig. Die gewaltigen Dimensionen der Landschaftsstrukturen sind dafür verantwortlich. Erst aus der Luft wird deutlich, wie vielgestaltig und auch bunt Wüsten sein können. Michael Martin hat im Laufe vieler Jahre alle Wüsten der Erde bereist und stieg dabei auch immer wieder in unterschiedliche Fluggeräte, um die vermeintlich öden Landstriche aus der Luft zu porträtieren.

Es gibt kaum eine Landschaftsform, die sich wie Wüsten für Luftaufnahmen eignet. Landschaftliche Strukturen werden nicht von Vegetation überdeckt und wurden noch kaum vom Menschen verändert oder gar zerstört. Vielfach werden diese Strukturen erst aus der Vogelperspektive sichtbar, denn die Dimensionen sind gewaltig und erfordern allein deshalb schon einen gewissen Betrachtungsabstand.
Ich habe sicher an die hundert Fotoflüge in meinem Leben absolviert und fast keinen bereut. Manchmal landete ich zwar mit einem flauen Gefühl im Magen, aber immer mit besonderen Bildern auf meinen Filmen und Speicherkarten. Wann immer es realisierbar war, sorgte ich für ausgebaute Türen oder wenigstens geöffnete Fenster und vereinbarte mit dem Piloten, wie wir während der Flüge trotz lauter Wind- und Motorengeräusche kommunizieren können. Während der Flüge wählte ich unterschiedlichste Flughöhen und Blickwinkel, denn Landschaft und Licht verändern sich gerade bei der Luftbildfotografie rasend schnell. Besonders flexibel hinsichtlich Flughöhe und -geschwindigkeit ist man mit einem Helikopter.
Nicht alle Luftaufnahmen entstanden auf speziellen Foto­flügen. Oft genug fotografierte ich auch, eingeklemmt zwischen anderen Passagieren, durch die Scheibe eines Shuttle-Heli­kopters oder eines Linienflugzeugs und freute mich über die gesparten Unsummen, die ich zuweilen für eigens gecharterte Flugzeuge ausgeben musste. Die Ergebnisse die bei diesen normalen Flügen entstanden, überraschten mich immer wieder.
Meine Technik ist einfach: 1/500 sec oder kürzer, die Blende kann recht weit offen sein, da meist keine große Schärfen­tiefe erforderlich ist, so dass ich die ISO-Zahl nicht zu hoch stellen muss. Meist verwende ich ein 24-70 mm-Zoom. Kürzere Brennweiten bergen die Gefahr, dass Flügel und Fahrwerk oder Kufen das Bild stören, längere Brennweiten erfordern wesentlich kürzere Belichtungszeiten, um Verwacklungen und Bewegungsunschärfen zu vermeiden und erlauben keine Übersichtsaufnahmen. Ich bleibe trotz der boomenden Drohnenfotografie meinen Chessna- oder Helikopter-Piloten treu. Oft ist das Zielgebiet meiner Bilder derart entlegen, dass es mit einer Drohne gar nicht erreicht werden kann. Zum anderen kann ich stundenlang in der Luft bleiben und die Flughöhe stark variieren. Aber am Wichtigsten ist für mich, dass ich die Bilder nicht nur auf einem Bildschirm, sondern mit eigenen Augen sehe, den Wind und die Flughöhe am eigenen Körper spüre.

Michael Martin
Seit über 30 Jahren berichtet er über seine Reisen in die Wüsten der Erde. Neben den Trockenwüsten standen seit 2009 auch die Kälte- und Eiswüsten der Arktis und Antarktis im Fokus seiner Arbeit. Innerhalb von sechs Jahren unternahm er 40 Reisen in die entlegensten und extremsten Gebiete der Erde. Das Ergebnis ist das Projekt „Planet Wüste“, das als Multivisionshow, Bildband, TV-Serie und Ausstellung präsentiert wird. Informationen zum Projekt und zu den aktuellen Vortragsterminen gibt es unter www.michael-martin.de